„Herthas Farben bleiben blau-weiß“ sagen uns die Banner in der Ostkurve. Wahrscheinlich gibt es niemand im weiten Erdenrund, der das bestreiten würde, selbst die Satzung wurde auf einer der letzten Mitgliederversammlungen in diesem Sinne geändert bzw. erweitert. In Frankfurt spielte Hertha nach dem Pokalspiel in Regensburg zum zweiten Mal in dieser Saison in einem absurden angepinkten Magenta, nicht lila, violett aber auch nicht das süße rosa, das die HSV-Spieler und Tim Wiese einst trugen, als dieser noch scheinbar ein ernstzunehmender Sportler war. Die Trikotfarbe, in der die Herthaner in Frankfurt auflaufen mussten, gibt es eigentlich nicht, sie entspringt wahrscheinlich den bizarren Gedankengängen eines egozentrischen Farbdesigners, der nach dem dritten Cocktail und einer gesnifften Linie genau diese Farbvision hatte und sie mit Hilfe seines Rechners am nächsten Morgen entsprechend hinbastelte. Dass der Fortschritt der chemischen Industrie die Realisierung dieses Wahnsinns ermöglicht, ist zwar traurig, aber nicht zu ändern.
Übrigens: Dass Hertha in Frankfurt weder im traditionellen blau-weiß-gestreift noch im weißen Auswärtstrikot spielen konnte, ist der Tatsache zu verdanken, dass die Frankfurter Eintracht in dieser Saison im schwarz-weißen Gefängnisgitterlook spielen muss. Die Verwechslung mit den ebenfalls überwiegend weißen Hertha-Trikots ließ dem Schiedsrichter keine andere Wahl.
Den spätgeborenen Herthafans sei aber bei aller Berechtigung ihrer Kommerzkritik noch gesagt, dass es seit Beginn der Bundesliga 1963 beileibe nicht immer nur blau-weiß-gestreifte Trikots bei unserer Hertha gab. Auch damals spielte man manchmal in blauen, in weißen oder in den „richtigen“ längsgestreiften Jerseys. Schon in den späten Sechzigerjahren spielte Hertha aber des Öfteren in schwarz-rot-gestreift. Ungern erinnern wir uns an die Achtziger mit den babyblauen Sparkassentrikots oder die mit amerikanischen Sternen versehenen Hemden der Auf- und Abstiegssaison 1991/92. Mit dem Wiederaufstieg 1997 gab es als Erinnerung an die Gründerzeit Anfang des 20.Jahrhunderts die quergestreiften Hemden, die man heute noch manchmal stolze Anhänger tragen sieht. Es gab aber auch die grauen, roten (mit Berliner Bären!) und gelben Auswärtstrikots. Außer grün war also alles schon mal dagewesen. Vielleicht sollten wir uns nach dem Bremer Abstieg in Gedanken schon mal an die kommende Ausweichtrikotfarbe gewöhnen…