Das war ja mal ein erfolgreicher Auftakt der Ära Korkut. Nach zwanzig Minuten lag die verunsicherte blauweiße Truppe nach zwei haarsträubenden Fehlern mit 0:2 zurück. Man könnte meinen, dass Spieler wie Boyata oder Torunarigha das Wort Taktik mit einem digitalen Filmchendienst verwechseln oder eventuell mit einem Pfefferminzdragee. Aber was soll`s. Die Mannschaft zeigte Charakter und hätte durchaus als Sieger vom Platz gehen können, weil Stuttgart das machte, was sonst eigentlich Hertha vorbehalten bleibt, nämlich zu glauben, dass der Spruch von den 90 Minuten, die ein Spiel dauere, Opagesülze von Anno dünnemals sei und dass im schnelllebigen Heute 20 Minuten für ein Fußballspiel ausreichend seien.
Herr Korkut hat ja in seinen bisherigen Trainerstationen bewiesen, dass er durchaus in der Lage ist, ein Team über eine halbe Saison gut zu führen. Das würde im Falle Hertha also bis zum 30. Spieltag dauern, und wenn die Alte Dame dann nicht mehr in Abstiegsgefahr sein sollte (oder sogar, was punktemäßig noch nicht völlig unmöglich ist – es sind nur sechs Punkte Abstand zum “Conference-League-Platz- nach mehr schielt) ist die Mission “Kontinuität” erfüllt.
Zu spekulieren, wer dann in der neuen Saison Trainer werden wird, verbietet sich jetzt. Bleigießen zu Silvester ergibt deutlich mehr Hinweise als irgendwelche Namen, die durch den Blätterwald rauschen (das Netz macht ja leider keine Geräusche, die einen ähnlich schönen Allgemeinplatz ermöglichen würden).
Damit es soweit kommt, ist jetzt erstmal ein Sieg gegen Bielefeld nötig, ohne wenn und aber. Ob Union den neuen Rasen wieder umgepflügt hat, ob der Schnee den empfindlichen Grashalmen zugesetzt hat oder ob es Bielefeld eigentlich gar nicht gibt: Es gibt keine Ausreden. Hertha muss gewinnen. Und Hertha wird gewinnen, wenn sich die Spieler auf die leicht abgewandelte Forderung ungeduldiger Fans besinnen: “Kämpfen UND spielen”. Dass sie kämpfen können, haben sie in Stuttgart gezeigt, dass sie spielen können in Frankfurt. Eine Mischung aus beidem und Hertha wäre zwar nicht unschlagbar aber für einen Sieg gegen Bielefeld und ein Remis in Mainz am Dienstag würde es allemal reichen. Und siehe da: Schon wären die von Ex-Trainer Dardai geforderten sechs Punkte aus den vier Spielen gegen Augsburg, Stuttgart, Bielefeld und Mainz im Sack. Und als Zugabe kommt Dortmund und muss sich anhören, was im Lande immer häufiger zu hören ist: “Wir schenken dieses Jahr gar nichts…”