Und wieder wurde (in Nürnberg) ein Sieg verspielt und wieder wurde das folgende Heimspiel (gegen Paderborn) gewonnen, wenn auch viele Werte gegen einen Sieg sprachen. 28 % Ballbesitz in einem gewonnenen Spiel sind zwar eigentlich kaum glaublich, zeugen aber auch von der hervorragenden Effizienz Herthas in dieser Zweitligasaison. Auf Dauer kann es natürlich nicht gutgehen, dass man dem Gegner, sei es mit Absicht oder aus anderen Gründen, das Spielgeschehen überlässt und selber nur reagiert. In Nürnberg ging es nicht gut. Gegen Paderborn hat man das Glück der Unfähigkeit des Gegners, gepaart mit der (Zweitliga-) Genialität des Duos Reese/Tabakovic, gehabt. Was vor allem Reese in den ersten zwanzig Minuten auf den Rasen zauberte, würde das Prädikat „Weltklasse“ verdienen, wenn es erstklassige Gegenspieler gegeben hätte. Unglaublich wie Reese, als ihn vier Paderborner umringten, den Ball über diese Meute wie einst Franz Beckenbauer hinweglupfte. Das sieht man selten und deshalb hat sich Reese schon nach wenigen Wochen den Titel „Lieblingsspieler“ redlich verdient.
Am Mittwochabend gegen Mainz im Pokal kann schon wieder alles ganz anders aussehen. Wenn die Abwehr wieder so wackelig agiert, ist nicht zu erwarten, dass die Mainzer ihre Chancen wie die Paderborner gleich reihenweise verdaddeln. Gegen einen Hertha-Sieg spricht auch die Tatsache, dass Mainz als Tabellenletzter ins Olympiastadion kommt. Gegen Tabellenletzte hat Hertha schon oft und gerne verloren. Im Gegneraufbauen verdient sich Hertha schon seit jeher jede Fairnessmedaille. Diesmal ist Mainz als Bundesligaverein natürlicherweise Favorit. Dazu kommt Herthas Pokalneurose, die ein Weiterkommen fast ausschließt, was die Reiseplanung für das Jahr 2024 allerdings erheblich erleichtert, da man sich den 25. Mai nicht freihalten muss. Ein Weiterkommen im Pokal, gar ins Finale, wie Trainer Dardai schmunzelnd in der Pressekonferenz äußerte, ist etwa so wahrscheinlich wie die Konstellation am Ende der Saison, dass die Relegation zwischen Union und Hertha ausgespielt werden wird…
Herthas interessante Pokalgeschichte seit Bundesligastart im Jahre 1963:
2 x Nicht teilgenommen
14 x 1. Runde ausgeschieden
17 x 2. Runde ausgeschieden
13 x 3. Runde ausgeschieden (wobei die 3. Runde meist 16 (= Achtelfinale), manchmal 32 und selten sogar nur 8 teilnehmende Mannschaften bedeutete, je nachdem ob 64, 32 oder 128 Mannschaften begannen)
9 x Viertelfinale
3 x Halbfinale
2 x Finale (1977 und 1979). Unvergessen natürlich die Hertha-Bubis 1993.
Rein statistisch ist ein Ausscheiden in der 2. Pokalrunde also die wahrscheinlichste aller Möglichkeiten…