Der 1.FC Köln hat eine erstaunliche Serie hingelegt. Seit dem Trainerwechsel von Beierlorzer zu Gisdol läuft die Punktemaschine wie geschmiert: Nach 12 Spielen standen 7 Pünktchen zu Buche, jetzt nach 21 Begegnungen (das Spiel gegen Gladbach fiel ja aus) haben sie 23 Zähler auf dem Konto. 16 Punkte in 9 spielen, das ist eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Und gerade jetzt funkt ihnen die rheinische Folklore in Form des Karnevals dazwischen.
Es gibt ja für alle nur vorstellbaren Vorkommnisse im Fußball Datenbanken, die uns z.B. erklären, welcher Verein am meisten Einwürfe in der Anfangsviertelstunde auf der linken hinteren Außenbahn direkt zum Gegner wirft oder welcher Spieler sich am seltensten in Auswärtsspielen vom gegnerischen Torwart tunneln lässt. Aber gibt es verlässliche Aussagen über die Leistungen des 1.FC Köln kurz vor, während und nach der närrischen Zeit? Vom gesunden Menschenverstand her müssten sich die Ergebnisse in den letzten dreißig Jahren nach dem Bosmann-Urteil und der totalen Globalisierung der Bundesliga eigentlich verbessert haben, denn was interessiert einen Schweden oder einen Japaner schon der Karneval? Andererseits wird ja immer so viel Wert auf Integration der Spieler gelegt und wenn die Brasilianer nach fünf Jahren in Deutschland auch außer Tor, Bier und Trainer der deutschen Sprache nicht allzu mächtig sind, fallen die Defizite im Feiersektor in der Regel deutlich geringer aus. Selbst Littbarski und Icke Häßler sollen ja richtige Karnevals-Größen gewesen sein, was nicht auf körperliche Gegebenheiten zurückzuführen sein kann. Also, egal woher, egal welcher Charakter, egal welcher Tabellenstand: Karneval in Köln heißt feiern, saufen, ausnüchtern und dann geht alles wieder von vorne los.
Leider findet die Begegnung Hertha BSC gegen den 1. FC Köln schon kurz vor Beginn der Karnevalszeit statt. Die Ermüdungserscheinungen sind vielleicht noch nicht sehr stark ausgeprägt, im Gegenteil, die stimulierende Wirkung des Alkohols sollte nicht unterschätzt werden. Also muss Hertha erst mal sicher stehen, den Gegner viel laufen lassen und wenn der erste aus der Weiberfastnacht herrührende Kater doch Wirkung zeigt, gnadenlos zuschlagen und die drei, vier standesgemäßen Tore schießen. So, wie beim Hinspiel im September, wo Ibisevic kam, sah und einnetzte. Eigentlich eine totsichere Taktik. Damit kann man im nächsten Jahr wirklich Europa ins Visier nehmen.
Wenn Hertha das zweite von fünf Sechs-Punkte-Spielen gewönne, kann Preetz beruhigt für die neue Saison planen. Es sei denn, Herr Windhorst schlägt Matthäus oder Effenberg als neuen Fußballfachmann vor…