Wenn Hertha BSC einen 36-jährigen Spieler verpflichtet hätte, würde die gesamte Fußballgemeinde samt dazugehöriger Presseschaffender nicht zu Unrecht von einem schlechten Witz reden. Bei Union dagegen wird über den Zugang von Bonucci, der bei Juventus wohl nicht mehr erste Wahl war, ehrfürchtig gestaunt. Allerdings muss man den Köpenickern zugute halten, dass ihre Transfers in den letzten fünf Jahren sich oft als Volltreffer erwiesen haben (nicht alle, siehe Öztunali etc.), was man von Hertha nun wahrlich nicht behaupten kann. Die meisten Zugänge aus der letzten Schaffensperiode von Michael Preetz und der unseligen Zeit des Kontinuitäts-Weltmeisters Bobic haben den Verein schon wieder verlassen, weil sie entweder zu teuer sind oder sich als unfähig erwiesen haben (Lee, Maolida, Boetius…). Folge der Misswirtschaft und des daraus resultierenden Abstiegs war ein nie dagewesener Umbau des Kaders, der den bei früheren Abstiegen bei weitem in den Schatten stellt.
21 (!!!) Spieler gingen (z.T. waren sie schon ausgeliehen): Ascacibar, Alderete, Jovetic, Ejuke, Mittelstädt, Sunjic, Boetius, Boateng, Ngangkam, Cigerci, Piatek, Tousart, Schwolow, Kanga, Plattenhardt, Christensen, Uremovic, Lukebakio, Serdar, Richter und Eitschberger.
Neu wurden 12 Spieler verpflichtet: Reese, Gersbeck, Gustav Christensen, Bouchalakis, Hussein, Karbownik, Dudziak, Leistner, Prevljak, Palko Dardai, Lucoqui und Tabakovic.
Dazu kamen 16 Spieler, die verliehen waren oder aus der U 23 bzw. der A-Jugend kommen: Gechter, Winkler, Maza, Klemens, Stange, Silva-Kiala, Zeefuik, Kwasigroch, Galler, Rölke, Strasner, Bence Dardai, Aksakal, Wollschläger und Kesik.
Aus dem Abstiegskader blieben nur Niederlechner, Scherhandt, Marton Dardai, Pekarik, Ernst, Kempf, Rogel, Kenny sowie Maolida und der Dauerverletzte Nsona, der noch nicht ein einziges Mal im Kader stand, jetzt aber, nach über einem Jahr, in der U 23 aufgebaut werden soll.
Wenn man konservativ rechnet (21 plus 12) schlagen 33 Spielerbewegungen zu Buche. Nimmt man die 16 Nachwuchs-/Leihspieler dazu hat es Hertha auf den sicher einmaligen Rekord von 49 Transfers gebracht.
Welche eine Arbeit, die vor allem Benjamin Weber da vollbracht hat. Mit Sicherheit werden durch die 21 Abgänge um die 40 Millionen € an Gehältern gespart, dazu kommen ca. 25 Millionen € Ablösesummen. Die neuen Spieler kosten hoffentlich nur um die 10 Millionen pro Jahr bei etwa 5 Millionen Gesamtablöse. Wirtschaftlich absolut nötig, ob es sportlich akzeptabel sein wird, steht in den Sternen. Man weiß noch nicht so recht, was man von der Mannschaft halten soll. Unglücklichen Niederlagen in Düsseldorf und gegen Wiesbaden folgte ein hoher Pokalsieg in Jena um danach gegen den HSV wieder einzubrechen. Nach dem souveränen 5:0 gegen Fürth verliert man in Magdeburg mit 4:6. Noch nie hat eine Mannschaft in der zweiten Liga ein Spiel verloren, nachdem sie viermal in Führung lag! Ein weiterer Rekord der Hertha, auf den man gut und gerne hätte verzichten können.
Aber wenn die Qualität sich als nicht ausreichend herausstellen sollte, kann man in der Wintertransferperiode ja noch das eine oder andere Dutzend Spieler verpflichten…