Bei Hertha geht man für die Saison 2016/17 von 49.950 Zuschauern im Durchschnitt aus, man erwartet 45 Punkte und hofft auf das Erreichen der dritten Pokalrunde. Immerhin sind, anders als in vielen früheren Jahren, als man häufig in der ersten Runde ausschied, noch alle Ziele erreichbar (für die Europa-League wurde glücklicherweise kein offizielles Saisonziel ausgegeben). Die Ziele im Einzelnen lassen durchaus auf einen gewissen Sinn für Humor bei den verantwortlich Handelnden schließen: Bei der Zahl von 49.950 als erhofftem Zuschauerschnitt, kann man sich vor dem geistigen Auge die hitzige Diskussion zu später Stunde nach dem einen oder anderen Getränk vorstellen, als Protest gegen die 50.000 eingelegt wurde, die 48.256 vom Vorjahr aber doch übertroffen werden sollten. Für die Mitte, nämlich 49.128, ergab sich wegen der krummen Optik auch keine Mehrheit („noch `n bissken wat drufflejen“), sodass sich schließlich die Optimisten durchsetzten.
Das sportliche Ziel mit 45 Punkten und der dritten Pokalrunde ist insofern sympathisch, weil hier ganz bescheiden ein deutlicher Rückschritt quasi amtlich eingeplant wird. Durchaus realistisch, aber wenn der Saisonstart gelingt, und die erwartete Heimniederlage gegen Aufsteiger Freiburg vermieden wird, kann man mit einer 15-Siege-Serie bereits eine Woche vor Weihnachten das Plansoll erfüllt haben und über die Feiertage auf Malle die Getränkevorräte prüfen. Zur Erwartung des Erreichens der dritten Pokalrunde erübrigt sich jeder weitere Kommentar.
Nebenbei: Die Fußball-Woche-Redaktion lässt sich nicht lumpen, vor jeder Saison eine Prognose quer durch die Ligen, von der Bundesliga bis zur 11.-klassigen Kreisliga C zu veröffentlichen. Die Herren Bläsig, Doneck, Fritzsche und Metzel lassen uns an ihrem geballten Fußballsachverstand teilhaben. Alle vier tippen Darmstadt 98 als Tabellenletzten und immerhin drei Kollegen sehen Bayern München als kommenden Meister.
Im großen und ganzen ist die Prognose, wie immer in den letzten Jahren, ein fast getreues Spiegelbild der letzten Abschlusstabelle, was soll man sonst auch sagen, wenn man nicht ausgelacht werden will? Dass es meistens anders kommt, als man denkt, ist klar. Was ich schon immer machen wollte, jedes Mal aber vergessen habe: Am Saisonende werde ich die Prognose mal auf ihre Stimmigkeit untersuchen, der Artikel wird fein säuberlich abgeheftet und als Zur Wiedervorlage deklariert.
P.S.: Hertha landet in der Prognose auf den Plätzen 12, 10, 12 und 9. Macht im Durchschnitt Platz 11. Dafür waren in der vergangenen Saison 40 Punkte nötig. Das heißt also Abstiegskampf bis zum Abwinken. Hab’ ich eigentlich gar keinen Bock drauf…