Herthas Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny ist wahrscheinlich der einzige Mensch, der innerhalb eines kurzen Satzes dreizehn Mal das Wort „fuck“ unterbringen kann. Wer´s nicht glaubt, sehe sich die entsprechende Folge aus der 1. Staffel der Hertha-Doku an. „Fuck“ übrigens wie „Puck“ mit deutschem „u“ und nicht mit „a“ gesprochen, also eher schottisch, obwohl Kenny in Liverpool geboren wurde. Als waschechter Engländer spielte er in allen englischen U-Nationalmannschaften, wurde sogar U-Europa- und Weltmeister. Trotzdem konnte er sich bei einigen Leihen nicht für die Premier League qualifizieren.
Nach Anlaufschwierigkeiten bei Hertha in der ersten Liga entwickelte sich Kenny zu einem Stabilitätsfaktor in der oft so wackeligen Hertha-Abwehr, ohne allerdings fehlerfrei zu agieren. Oftmals zu weit von seinem Gegenspieler entfernt oder mit falschem Stellungsspiel beim Kopfball, ist er alles andere als ein perfekter Verteidiger. Seine Dynamik im Vorwärtsspiel und sein stets vertikal denkendes Aufbauspiel machen ihn allerdings zu einem wertvollen Spieler auf Herthas rechter Seite. Kenny hat in den 76 Spielen, die er für Hertha in der ersten und zweiten Liga eingesetzt war, 4 Tore geschossen und viele vorbereitet. Absoluter Höhepunkt war sicher sein mit unbändigem Willen erzielter Ausgleich zum 3:3 im Pokalspiel gegen den HSV in der 120. Minute.
Ein Ersatz für ihn ist nicht in Sicht, da das Talent Eitschberger ja an Rot-Weiß Essen verliehen wurde. Jetzt will Kenny in die zweite englische Liga zu Sheffield United wechseln. Sheffield steht auf dem zweiten Tabellenplatz und hat gute Chancen, in die Premier League, dem Traumziel aller Fußballspieler, aufzusteigen. Würde ihm Hertha den Wechsel verwehren, könnte es sein, dass sein Spiel in der Rückrunde etwas lustlos wäre? Aber Kenny und lustlos? Schwer vorstellbar. Andererseits läuft der Vertrag aus und Hertha bekäme im Sommer null Euro bei einem Wechsel, während jetzt ca. 1,5 Millionen (Ablöse und Gehaltseinsparung) in die klamme Kasse fließen würden. Eine schwere Entscheidung, die Herthas Verantwortliche zu fällen haben. Einerseits würden die minimalen Aufstiegschancen noch weiter verringert, andererseits sind diese Chancen so gering, dass es eigentlich kaum eine Rolle spielt, ob Hertha mit Kenny Sechster oder ohne ihn Zehnter werden würde.
Schwierig, schwierig.
Eins ist aber klar: Wenn Kenny gehen sollte, werden wir diesen ehrlichen Fußballarbeiter vermissen. Fuck.