Dettmar Cramers Rekord hat er nicht gebrochen: Der hat Hertha nämlich in genau Null Spielen betreut, bevor er ging und Michael Skibbe war Trainer für 4 Spiele. Und dann kann sich Klinsmann schon die bronzene Plakette für die drittkürzeste Anzahl von geleiteten Spielen an die schwäbische Brust heften. Neun Spiele hat er die Mannschaft betreut und es nicht ganz geschafft, sie in die Champions League zu führen. Ein paar Spiele hätte er wirklich noch zur Erreichung seiner Ziele dranhängen müssen. Aber der Februar ist eben kein Monat, den man unbedingt in Berlin verbringen muss, wenn die Kalifornische Sonne lockt, obwohl es selbst da manchmal Regen und Nebel geben soll.
Bilanzieren wir mal realistisch: Klinsmann übernahm die Hertha-Mannschaft mit 11 Punkten und holte in seinen neun Spielen 12 Zähler. Hochgerechnet ergäbe das bei 34 Spielen etwa 45 Punkte, was ja wohl eine akzeptable Quote ist (in den beiden letzten Jahren holte Hertha 43 Punkte). Und das gegen sechs von neun Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte! Das Team lag auf Platz 15 punktgleich mit dem Team auf dem Relegationsplatz. Jetzt ist die Mannschaft 13. und hat sechs Punkte Vorsprung. Sportlich also, wenn man mal von der beschämenden Leistung im Spiel gegen Mainz absieht, alles im Lot. Alles andere ist natürlich äußerst umstritten, von der Suspendierung des beliebten Kalou über die Abgabe des einzigen Spielmachers Duda (wenn auch dessen Leistungen nicht mehr stimmten, aber es soll ja Trainer geben, die ihre Spieler jeden Tag etwas besser machen wollen, wie ein gewisser Herr Klinsmann mal gesagt hat) bis zur Verpflichtung von teuren Spielern, die dem Verein anscheinend auch nicht helfen und dem verbalen Verzicht auf den künftigen Einbau der vorhandenen Talente aus den eigenen Reihen. Alles sehr umstritten in der konservativen Hertha-Gemeinde, aber deshalb muss es ja nicht verkehrt sein. Erfolg oder Misserfolg solcher neuen Vereinsphilosophie könnte man erst nach zwei bis drei Jahren feststellen. Jetzt nach 10 Wochen das Handtuch mit fadenscheinigsten Gründen hinzuschmeißen (nicht genug Unterstützung des gesamten Vereins) spricht doch dafür, dass Uli Hoeneß wie so oft mit seiner Einschätzung recht hatte, als er die damalige Zeit Klinsmanns als Bayern-Trainer als „Irrtum“ bezeichnete.
Nun gut, man schämt sich ein bisschen fremd, wie wenn man nachmittags aus Versehen RTL II einschaltet und vor dem Weiterzappen ein paar Minuten Ehekrach oder vermüllte Wohnungen sieht. Aber die Trainer kommen und gehen, die blau-weiße Hertha bleibt bestehen. In der endlosen Reihe der Trainer in der Hertha-Geschichte wird Klinsmann im Gegensatz zu seinem größenwahnsinnigen Ego eine unbedeutende Randnotiz bleiben…