So sicher, wie einst das rhythmische Parteitagsklatschen nach der Rede des 1. Vorsitzenden in der DDR, nimmt auch diesmal Ende Januar, Anfang Februar mit dem Ende der Winterpause in der Fußball-Bundesliga, General Winter das Land in seinen Schwitzkasten, wobei „schwitzen“ zwar ein falsches Bild ist, die Tatsache aber trotzdem richtig beschreibt. Jeder, der sich auch nur ein kleines Bisschen in der meteorologischen Pseudowissenschaft auskennt oder auch nur das Wetter halbwegs bewusst zu verfolgen in der Lage ist, weiß, dass der Dezember in der Regel relativ mild ist (in sieben von zehn Jahren gibt es „Grüne Weihnachten“). Erst Ende Januar, Anfang Februar, wenn der Winter laut Kalender kurz vor seinem traurigen Abgesang steht, wird es so richtig kalt und eklig. Just dann, wenn wir wieder ins Stadion gehen müssen und auch dicke Socken, lange Männer und mehrere Lagen Pullover vor einem gehörigen Durchfrieren nicht schützen können, beginnt die Bundesliga mit der Rückrunde. Tendenziell hat es die 2. Liga besser gemacht: Sie beginnt eine Woche später, da sie schon ein Rückrundenspiel im Dezember absolviert hat, weil sie im schönen August bereits vor der 1. Liga gestartet ist.
Am sinnvollsten wäre es natürlich, die Saison ans Kalenderjahr anzupassen, d.h., die Saison würde im Frühjahr, Ende März beginnen, im Sommer an heißen Tagen weitgehend unter Flutlicht abends spielen und spätestens im November den Meister küren (was Bayern München ja auch mit dem aktuellen Spielplan schon fast geschafft hätte). Dieses fortschrittliche Modell hatte die verblichene DDR in den Fünfzigerjahren für einige Zeit vom großen Bruder Sowjetunion übernommen, aber nicht immer setzt sich die Vernunft durch. Das Kalendersaisonmodell würde natürlich nur funktionieren, wenn sich weltweit alle Länder anschließen würden, weil ansonsten die Wettbewerbsfähigkeit bei internationalen Meisterschaften nicht gegeben wäre. Ein Schritt in die richtige Richtung hat die FIFA aber schon vor Jahren gemacht: Die kommende Winter-WM in Katar böte geradezu an, die Saison vorher beendet zu haben und sich in aller Ruhe auf das Turnier zu freuen. Und wenn die deutsche Mannschaft ihre Leistung aus Russland wiederholen würde, könnten die Spieler trotzdem in Ruhe in der Heimat Weihnachten feiern…