Man glaubt es eigentlich nicht, aber es ist wahr: Die Zu- und Abgänge der Spieler in der 2. Liga füllen kleingedruckt fast eine ganze Seite der Fußball-Woche. Und die Transferperiode ist ja noch lange nicht beendet, der Wahnsinn wird also weitergehen: Bei den 18 Vereinen gab es zum 20.7. 163 Abgänge und 170 Zugänge, d.h., im Durchschnitt 9,0 Abgänge und 9,4 Zugänge pro Verein! Geschönt werden die Zahlen durch den KSC, der erst 3 Abgänge und 5 Zugänge verzeichnet und den FC St. Pauli, der zwar 9 Abgänge aber auch nur 3 Zugänge meldet. Wenn man die in den nächsten fünf Wochen noch stattfindenden Veränderungen berücksichtigt, heißt das nicht mehr und nicht weniger, als dass die meisten Vereine fast die Hälfte ihres Kaders auswechseln. Aus dem Gejammere der letzten Spielzeiten (bei Vereinen, bei denen es nicht wie gewünscht lief), dass sich die Mannschaft ja erst finden müsse, wurde offensichtlich nichts gelernt. Kontinuität ist zwar ein Fremdwort, sollte aber von einem Manager auch in der 2. Liga, verstanden werden. Identifikation der Fans mit ihrem Verein und den Spielern ist ja kaum noch möglich, wenn man die Namen von Spielern, kaum gelernt, schon wieder aus dem Gedächtnis streichen soll. Was bisher vom Basketball oder Eishockey schon bekannt war, scheint jetzt auch im Fußball der Normalfall, und nicht wie beim „Fall“ Magath in Wolfsburg und Schalke, die Ausnahme zu sein. In der 1. Bundesliga dürften die Zahlen ähnliche Ausmaße annehmen. Natürlich sind die Gründe klar: Zu viel TV- und Werbegeld ist im Spiel, seit dem Bosman-Urteil gilt die Vertragsfreiheit für die Spieler. Unseriösen Spielerberatern, den Spielern und selbst den Vereinen geht es nicht in erster Linie um (attraktiven) Fußball, sondern um Geld. Je höher der Umsatz, desto höher der Verdienst. Spaß macht das alles nicht mehr.
Nur Hertha BSC scheint die Lektion des Vorjahres gelernt zu haben, als massenhaft Neuzugänge die Leistungsfähigkeit gegenüber der Vorsaison eher verwässerten. Nur zwei Spielerverpflichtungen stehen vier Abgänge gegenüber. Wenn es doch so bliebe! Aber wir ahnen schon, dass sich die Geschäftsführung Sport bis Ende August durch Panikkäufe mittelmäßiger Spieler und Abgabe einiger Talente oder bewährter Kräfte bald in die Gemeinschaft der Groß-Händler einreihen wird…