Das neue Auswärtstrikot der Nationalmannschaft und die Aussichten für Brasilien

Fußballer, das wissen alle, die einmal gegen einen runden Gegenstand getreten haben, sind abergläubig! Aus den nebensächlichsten Kleinigkeiten werden Voraussagen über Siege und Niederlagen herausgelesen und ursächliche Zusammenhänge hergestellt, wo es, realistisch betrachtet, keine geben kann. Zum Beispiel verliert Hertha jedes Auswärtsspiel, wenn ich mit meinen beiden Brüdern gemeinsam in Schönwalde vor dem Fernseher sitze. Woher wissen die Spieler, dass wir wieder zu dritt versammelt sind? Und selbst wenn es ihnen die NSA per Geheimmail mitgeteilt hätte, warum fangen sie dann an, das Fußballspielen zu verlernen und einen grausamen Kick hinzulegen? Völlig unklar, aber so sind nun mal die Tatsachen.

Selbstverständlich spielt die Trikotfarbe bei der psychischen Stabilität der Fußballspieler eine herausragende Rolle. Nicht überraschend schickten die Mannen um Fritz Walter 1954 im WM-Halbfinale die damals Weltklasse darstellenden Österreicher mit 6:1 gedemütigt nach Hause: Man hatte ja in den geliebten grünen Ausweichtrikots gespielt. Genau wie 18 Jahre später im Viertelfinale der EM 1972 unter Günter Netzers genialer Regie die Engländer erstmals in Wembley (mit 3:1) besiegt wurden. Nicht Glück, Bobby Moores halbes Selbsttor oder Netzers Sturmläufe über das halbe Feld waren ausschlaggebend für eines der besten Spiele einer deutschen Nationalmannschaft, sondern das Blassgrün des Trikots.

 Wundert sich noch jemand über das 1:0 gegen Chile, das zwar gegen eine starke Mitfavoritenmannschaft ein hervorragendes Ergebnis ist, aber nur mit viel Glück und einer unterirdischen Leistung erreicht wurde? Wenn man traditionsferne Leverkusen-/Frankfurttrikots anzieht (nicht zufällig verlieren beide Mannschaften derzeit in der Bundesliga, was das Zeug hält), muss man sich über eine schlechte Leistung nicht wundern.

Vielleicht ist das aber nur ein geschickter Schachzug von erfahrenen Beobachtern des Wegs der Nationalmannschaft: Noch immer gab es nach Niederlagen oder schwachen Leistungen zu Beginn eines WM- (Verzeihung: „FIFA-WM“) Jahres gute Turniere, nach guten Leistungen zu Jahresbeginn folgte meist eine frühzeitige Heimreise.

Hier die Fakten:

 

1954: Saarland (!!!)   3:1 (mit Mühe) – Weltmeister

1958: Belgien             2:0       – 4.Platz

1962: Uruguay           3:0       – Viertelfinale ausgeschieden

1966: England            0:1       – 2. Platz

1970: Spanien             0:2       – 3. Platz

1974: Spanien             0:1       – Weltmeister

1978: England            2:1       – 2.Finalrunde ausgeschieden (Cordoba!!!)

1982: Portugal            3:1       – Vizeweltmeister (mit furchtbarem Gewürge)

1986: Italien               2:1       – Vizeweltmeister (mit furchtbarem Gewürge)

1990: Frankreich        1:2       – Weltmeister

1994: Italien               2:1       – Viertelfinale ausgeschieden

1998: Oman (!!!)        2:0       – Viertelfinale ausgeschieden

2002: Israel                 7:1       – Vizeweltmeister

2006: Italien               1:4       – 3. Platz

2010: Argentinien      0:1       – 3. Platz

2014: Chile                 1:0       – ?????

Wie man sieht, bestätigen einige wenige Ausnahmen nur die Regel. Werten wir also nicht das Ergebnis, sondern den Spielverlauf und freuen uns auf eine erfolgreiche WM (Verzeihung: „FIFA-WM“) in Brasilien.

 

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