Natürlich hätte man es besser wissen können: Natürlich würde Hertha die Chance, ganz nahe an die Aufstiegsplätze heranrücken zu können, nicht nutzen. Obwohl es kein Heimspiel war! Auswärts gegen die schlechteste Heimmannschaft anzutreten und nach fünf Minuten in Führung zu gehen war offensichtlich mental für die Herthaner nicht zu verkraften. Sie stellten das Fußballspielen ein (wie vor allem in Heimspielen eigentlich immer nach zwanzig Minuten), was die Fürther offensichtlich verwirrte. Sie brauchten fünf bis zehn Minuten, ehe sie sich merkten, was läuft. Dann spielten sie sich auch eine Torchance nach der anderen heraus, bis dann der Ausgleich, natürlich aus einer Standardsituation heraus, fiel. Nach der Pause ging es genauso weiter und die 120 Minuten von Köln können eigentlich keine Rechtfertigung für den blutleeren Auftritt sein. Denn nachdem die Fürther in Führung gegangen waren (Niederlechner traute sich nicht, den Ball wegzuschlagen, weil er an die Elfmetersituation von Köln dachte), schafft es Hertha ja doch noch, den Gegner unter Druck zu setzen und sich drei, vier gute Chancen zu erspielen. Aber selbst Reeses Einwechslung nach einer guten Stunde reichte nicht mehr. Bei Reese konnte man bei jedem Ballbesitz die Angst, mindestens aber die Vorsicht spüren, nicht zu forsch in die Zweikämpfe zu gehen. Da gilt es noch eine alledings verständliche, mentale Sperre zu lösen, was mit jedem Einsatz besser gelingen sollte. Nur nichts überstürzen. Einen sehr guten Freistoß von Reese konnte man immerhin schon bewundern.
Jetzt kommt wieder ein Vorletzter ins Olympiastadion und man würde sich nicht wundern, wenn es ein zähes Spiel werden würde. Das muss Hertha allerdings gewinnen, ist doch die Bilanz in der „Aufstiegssaison“ kein Deut besser als unter Dardai, der mit einer nicht eingespielten, zusammengestoppelten Truppe nach 15 Spielen auch 21 Punkte auf dem Konto hatte. Damals hatte man allerdings 8 Punkte Rückstand auf den zweiten Tabellenplatz, in diesem Jahr nur fünf, was jedoch nicht an Herthas „Stärke“, sondern nur an der Schwäche der anderen Mannschaften liegt. Hoffen wir, dass es nach dem nächsten Heimspiel nicht wieder acht Punkte Rückstand sein werden…