Eins kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen: Saudi Arabien wird auch 2018 nicht Weltmeister werden! Schon vor dem Turnier war dies keine allzu gewagte Prognose, nach dem deprimierenden 0:5 gegen Gastgeber Russland, die auf gepflegtem Zweitliganiveau spielten, müsste man schon geisteskrank sein, wenn man im Wettbüro mehr als einen alten 100-Lire-Schein auf das Königreich setzen würde.
Aber sehen wir es mal pädagogisch positiv: Während die Saudis 2002 noch 0:8 in ihrem Auftaktspiel (gegen Deutschland mit Teamchef Völler) verloren, gab es diesmal, 16 bescheidene Jahre später, nur ein 0:5. Sollte sich diese Reihe mathematisch fortsetzen, gäbe es 2034 ein 0:2 und schon 2050 könnte man mit einem Unentschieden rechnen. Das sind doch gute Aussichten. Allerdings werden in den verbleibenden 32 Jahren sicher mehr als zwei Dutzend Trainer versuchen müssen, die ungeduldigen Könige und Prinzen, die ja politisch und sportlich anstreben eine Mittel-, wenn nicht eine Weltmacht zu sein, zu beruhigen und den Saudis das Fußballspielen beizubringen. Dass es dabei auch Rückschritte geben wird, ist natürlich unvermeidlich. Schließlich war man 2006 schon soweit, einen Punkt zu ergattern, wenn auch nur gegen Tunesien. Und gegen Spanien gab es im gleichen Turnier eine ehrenwerte 0:1-Niederlage. Das 0:4 gegen die Ukraine passt da schon eher ins Bild.
Man sieht, dass das mit dem Fortschritt so eine Sache ist. Frauen dürfen jetzt in Saudi-Arabien Auto fahren, sofern sie die Führerscheinprüfung bestanden haben und sogar zu ausgesuchten Spielen ins Fußballstadion gehen, wenn auch selbstredend nur mit ausdrücklicher Erlaubnis der Ehemänner. Klar, dass der „fortschrittliche“ Prinz verlangt, dass auch der identitätsstiftende Fußball sich weiterentwickelt. Ob sich saudische Frauen ohne Schleier in der Öffentlichkeit bewegen dürfen oder die Nationalmannschaft einen Sieg im ersten Spiel schafft: Irgendwann wird es soweit sein, aber der Fortschritt ist langsamer als eine Wanderdüne. Diese bewegt sich allerdings immer in einer Richtung, was man von der Politik und dem fußballerischen Erfolg nicht gerade behaupten kann…