Allgemeine Ratlosigkeit

Das Gute zuerst: Nach dem dritten Spieltag der 2. Bundesliga liegt Hertha vor dem HSV und in Schlagdistanz (3 Punkte Rückstand) zu Aufstiegsplatz 2 und Relegationsplatz 3. Das Schlechte ist aber: Von sechs Halbzeiten konnte bisher nur eine, nämlich die zweite Hälfte beim HSV, als Hertha den Dino an die Wand spielte, überzeugen. Selbst gegen die bemühten, aber biederen Aufsteiger aus Regensburg hat Hertha nur in den ersten fünf und den letzten zehn Minuten (da aber nach dem Platzverweis in Überzahl) Dominanz ausüben können. Dass dann doch noch zwei Tore, beide nach Torwartfehlern, fielen, könnte allerdings auch heißen, dass Hertha Aufstiegskandidat bleibt. Denn wer solche extrem schwachen Spiele, die auch für den geneigten Fan eine Zumutung darstellen, noch gewinnt, hat eine große Chance oben mitzuspielen.

Der Ballbesitz von 64 %, die gute Passquote von 85 % und die absurd hohe Anzahl gespielter Pässe (509 : 284) gaukeln Überlegenheit vor, die im Spiel nicht bestand. Die Zahlen sind vor allem darauf zurückzuführen, dass die Innenverteidiger Kempf und Gechter in Zusammenarbeit mit Torwart Ernst sich den Ball aus Gelassenheit, Unfähigkeit bei der Spieleröffnung oder taktischer Anweisung teilweise minutenlang zupassten, obwohl sie vom Gegner teilweise überhaupt nicht unter Druck gesetzt wurden. Wenn nach zehnmaligem Hin und Her der Ball doch zum Torwart gespielt wurde und ein Regensburger sich bequemte auf diesen zuzulaufen, folgte sieben Mal im Spiel ein Notabschlag zum Gegner. D.h., dass der Gegner den Ball hatte und sein Spiel aufziehen konnte, was er bedeutend zielstrebiger als Hertha tat. Der Trainer müsste diese Zumutung verbieten, es sei denn, man führt hoch und will das Ergebnis über die Zeit retten. „Zeit von der Uhr nehmen“, wie es genauso modern wie unsinnig seit einigen Jahren heißt.

Das Fazit bleibt also immer noch bestehen: Der Trainerwechsel hat sich, wie von den meisten Fans und Dardai-Anhängern auch erwartet, bisher nicht ausgezahlt, wenn man spielerischen oder taktischen Fortschritt erwartet hätte. Man hat zwar vier statt null Punkten nach drei Spieltagen auf dem Konto, verfügte aber jetzt über eine eingespielte Truppe, die es vor einem Jahr nicht gab.

P.S.: Kempf soll angeblich nach Italien wechseln. Vierfacher Gewinn für Hertha: Ablösesumme, nicht mehr auf der Gehaltsliste, mit Marton Dardai wäre der Berliner Weg wieder stärker vertreten und das gefährliche, unsägliche Ballgeschiebe vor dem eigenen Strafraum hätte vielleicht ein Ende. Ich würde Kempf keine Träne nachweinen.

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