Wie immer zur Saisonhälfte wetten sie alle, die Besserwisser, dass Hertha absteigen wird. Auch vor einem Jahr, nach dem überraschenden Heimsieg gegen Dortmund, musste man sich die Unkenrufe anhören. Bisher haben die Abstiegsprognosen nie gestimmt, zumindest in den letzten zehn Jahren nicht, auch wenn sie sich im letzten Jahr nur Dank Plattenhardts Geniestreich im Relegationsrückspiel als falsch herausstellten.
Aber nach 19 Spieltagen dieser Saison eine Wette anzunehmen, bei der man auf Herthas Verbleib in der Liga setzen müsste, fiele schon schwer. Der erstaunliche und unerklärliche Einbruch nach der WM-Pause mit vier, z.T. desaströsen Niederlagen, in denen die Spieler scheinbar alles, was sie in den 14 Spielen der Hinrunde auszeichneten, vergessen hatten, nämlich spielerisch annehmbar aufzutreten, nach Rückständen Spiele zu drehen, bzw., dies zu versuchen, zu kämpfen, eine MANNSCHAFT zu sein: all das deutet schon auf einen Abstieg hin.
Aber: Es sind noch 15 Spiele zu absolvieren! Wie viel kann da noch passieren! Vielleicht wird sogar der ewige Pal Dardai als Retter geholt. Was allerdings schade wäre, ist doch Trainer Schwarz einer von der sowohl sympathischen, bodenständigen als auch von der kompetenten Sorte. Und wenn gegen Mönchengladbach, was denkbar, als auch gegen Dortmund, was wahrscheinlich ist, verloren wird, wird auch der so sehr um Kontinuität bemühte Kay Bernstein nicht mehr anders können, als einem Trainerwechsel zuzustimmen.
Augsburg, Hoffenheim, Bochum, Stuttgart und Gelsenkirchen heißen die fünf Freunde, die mit Hertha als sechstem um die zwei Abstiegsplätze würfeln, ein dritter Verein darf sich in der Relegation gegen den HSV beweisen. Drei von sechs! Hertha hat momentan eine schlechte Ausgangsposition, aber abgerechnet wird am Schluss. Was alles passieren kann, hat man vor zwei Jahren gesehen, als Werder Bremen ein paar Runden vor Saisonende neun Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz hatte und dann eine Niederlagenserie startete, die in die stärkste zweite Liga der Welt führte. Eventuell macht Hertha diese Niederlagenserie zum richtigen Moment durch und steht alsbald wieder mit Punktgewinnen da. Aber ein bisschen ist es schon Pfeifen im dunklen Wald. Vielleicht wird ja bald eine Lichtung erreicht, bevor einen der Wolf anfällt…