Trainer mit kurzen Laufzeiten hat es bei Hertha ja schon so einige gegeben. Ein Alexander Nouri und ein Michael Skibbe mit jeweils vier Spielen sind zwar Ausnahmen, aber auch ein Pal Csernai wurde nur für sechs Begegnungen geduldet, ein gewisser Jürgen Klinsmann ging nach neun Spielen freiwillig und auch Peter Neururer und Uwe Reinders schafften mit je 11 Spielen nicht mal eine Halbserie.
Tayfun Korkut hat die Mannschaft jetzt bereits in fünf Spielen betreut. Hertha spielte zweimal gut (gegen Dortmund und Bielefeld), einmal mittel (gegen Stuttgart) und zweimal schlecht (gegen Köln und vor allem Mainz). Sieben Punkte aus fünf Spielen ergäbe über die Saison gerechnet 48 Punkte, wäre also im Vergleich zu den letzten Jahren überdurchschnittlich. Ob Korkut das aber auch zeigen kann, ist fraglich, wenn die Mannschaft in Wolfsburg (möglich), im Pokal gegen Union (wahrscheinlich) und dann im ausverkauften Olympiastadion (vor 3000 Besuchern) gegen Bayern (sicher) verlieren sollte. Denn jetzt steht mit Nico Kovac der Wunschtrainer fast aller Herthaner bereit, nachdem er in Monaco grußlos entlassen wurde. Eine Chance, die sich Fredi Bobic kaum entgehen lassen wird. Wenn Kovac, der sich bisher immer etwas zierte, wenn der Name Hertha fiel, das Wagnis überhaupt eingehen will.
Bobics Spezi Korkut würde es ihm wahrscheinlich nicht mal übelnehmen, erspart er sich doch viel Stress in den nächsten Monaten und welcher Arbeitnehmer kann nach dreijähriger Arbeitslosigkeit nach wenigen Wochen Beschäftigung eine Million mehr auf seinem Konto finden? Das müsste für die nächsten Jahre eigentlich reichen, wenn nicht der neue Ferrari bestellt ist.
Mit Piatek geht auch der vierte Stürmer der Geldverbrennungszeit der kurzen gemeinsamen Ära Klinsmann/Preetz. Cunha, Cordoba und Lukebakio haben ja schon das Weite gesucht, nun kehrt auch Piatek nach Italien zurück. Ob Belfodil, Selke, Ekkelenkamp, Jovetic und Maolida besser sind, müssen sie noch langfristig beweisen. Zumindest könnten sie etwas preiswerter in der Haltung sein, wenn es stimmt, dass Piatek fünf Millionen (Euro, nicht Lire oder Zloty) pro Jahr erhalten haben soll.
Ich bin ja eigentlich Gegner der Winter-Transferperiode. Das ständige Austauschen des Personals verhindert die Identifikation der Anhänger mit dem Verein und man muss sich nicht wundern, wenn von „Söldnern“ und „Scheiß-Millionären“ die Rede ist – natürlich nur im Fall der Niederlage, beim Sieg sind alle „unsere Jungs“, die sich mit Tränen in den Augen auf das Wappen schlagen. Wenn es aber stimmt, dass ein Herr Zeefuik an einen englischen Zweitligisten abgegeben werden sollte (hoffentlich verkauft und nicht nur ausgeliehen), ein Spieler, der den Anforderungen der Bundesliga in keinster Weise gewachsen ist, sehe ich die Wintertransfers in Zukunft als Geschenk des Himmels an…