Die rührige Fußball-Woche aus Berlin veröffentlicht seit einiger Zeit die Spieldaten, vorzugsweise von den Spielen der Berliner Erstligisten. Vor der Begegnung gegen Eintracht Frankfurt hatte Hertha in den ersten sieben Saisonspielen eine durchschnittliche Passquote von 75 %, was wohl bedeutet, dass jeder vierte Ball nicht den Mitspieler erreicht wie geplant. Und wenn man den Hertha-Spielaufbau, falls man ihn denn als Aufbau bezeichnen will, kennt, weiß man, dass der Ball, bevor er vertikal die gegnerische Hälfte erreicht, mindestens fünf mal von Innenverteidiger zu Innenverteidiger und manchmal auch von diesen zum Torwart gespielt wird. Seit mit drei statt mit zwei Innenverteidigern gespielt wird, hat diese Spielweise geradezu inflationär zugenommen, weil ja jeder mal den Ball haben möchte. Der beschriebene Vorgang dauert gefühlte drei Minuten und umfasst mindestens ein Drittel der 75 % angekommenen Pässe, was nicht mehr und nicht weniger bedeutet, dass bei halbwegs konstruktivem Spiel nur jeder zweite Ball seinen Adressaten erreicht.
Eine Leistung, die Fußballprofis unwürdig ist und mit der man in der Bundesliga nur bestehen kann, wenn es noch ein paar schlechtere Mannschaften gibt. Neben der miserablen Passquote fällt auf, dass die blauweiße Hertha in fünf von sieben Spielen weniger gelaufen ist als der Gegner, und zwar im Durchschnitt aller sieben Spiele jeweils 1,7 km weniger. Dass es dann schwierig wird, Spiele zu gewinnen, ist offensichtlich, wo doch das Pressing, einst von Trainern wie Lobanowski und Happel „erfunden“ seit vierzig Jahren der Schlüssel zum Sieg sein kann, und wer „presst“ muss eben viel laufen.
Im Spiel gegen Eintracht Frankfurt, dessen 1. Hälfte aus Hertha-Sicht laut Trainer Pal Dardai „perfekt“ war, einer Aussage, der man angesichts von sechs herausgespielten (!) Großchancen nur zustimmen kann, liefen die Herthaner 2,5 km mehr als die Frankfurter. Das sah man von der ersten Minute an, der Sieg war folgerichtig und hochverdient. Was an der Statistik allerdings irritiert, ist die mit 71 % unterirdische Passquote, aber vielleicht ist das ja ein Druckfehler, weil seit langer Zeit nicht mehr ein so konstruktives Aufbauspiel der Hertha zu sehen war. Aber Zahlen lügen vielleicht doch und sind nicht alles im Fußball. Glück und ein aufmerksamer Kölner Keller gehören auch dazu…
P.S.: Fredi Bobic hat mit Cordoba (7), Cunha (7) und Lukebakio (5) neunzehn der 41 Tore der vorigen Saison verkauft, nur Piatek (7) bleibt im Lande. Wenn er damit erfolgreich ist, kann man Bobic den größten Zocker aller Zeiten nennen, oder auch einfach nur einen hervorragenden Fußballkenner. Wenn nicht, muss er schon mal nach Erklärungen suchen…
P.P.S.: Unions Laufleistung ist in JEDEM Spiel drei bis fünf Kilometer besser als die des Gegners. Zahlen scheinen doch was auszusagen…